Elizabeth II. hat ihre letzte Reise angetreten
Die Queen hat ihre letzte Reise angetreten. Am Sonntagvormittag startete ein Konvoi mit dem Sarg der verstorbenen Königin im schottischen Balmoral und traf sechs Stunden später in Edinburgh ein. Zehntausende Schotten säumten die Strecke. Es war der Auftakt einer mehr als eine Woche andauernden Trauerprozession.
Kurz nach 10.00 Uhr Ortszeit (11.00 Uhr MESZ) passierte der Leichenwagen mit den sterblichen Überresten der Monarchin in einer Kolonne aus insgesamt sieben Fahrzeugen das Tor des Landsitzes der königlichen Familie in Richtung der schottischen Hauptstadt.
Der Konvoi legte die rund 300 Kilometer bis Edinburgh in gut sechs Stunden zurück. Zehntausende Menschen säumten die Wegstrecke und erwiesen der Queen die letzte Ehre, die am Donnerstag im Alter von 96 Jahren auf Schloss Balmoral gestorben war. Einige trugen Schottenrock, manche warfen Blumen in Richtung des vorbeifahrenden Leichenwagens.
Bei der Ankunft in Edinburgh am späten Nachmittagm empfing eine große Menschenmenge den Konvoi und verfolgte dessen Fahrt bis zur königlichen Residenz Holyroodhouse, wo der Sarg die Nacht über im Thronsaal aufgebahrt werden sollte. Am Montag wird der Sarg in einer Prozession über die Royal Mile zur St. Giles-Kathedrale gebracht, wo ein Trauergottesdienst stattfindet. Am Abend kommen Mitglieder der königlichen Familie dann zu einer Nachtwache zusammen.
Der Sohn der Queen, König Charles III., wird dafür in die schottische Hauptstadt reisen. Er war am Samstag mit Trompetenfanfaren und Kanonensalut offiziell zum neuen britischen König ausgerufen worden. Der bisherige Thronfolger sei fortan "unser einziger rechtmäßiger König", verkündete der ranghöchste Herold nach einer Sitzung des Accession Council vom Balkon des St. James's-Palasts in London.
Erstmals wurde die nach jahrhundertealter Tradition abgehaltene Zeremonie zur Proklamation des Monarchen live im Fernsehen übertragen. Vor dem Accession Council, dem unter anderen Premierministerin Liz Truss und ihre Amtsvorgänger Boris Johnson, Theresa May und Tony Blair angehörten, versprach der 73-jährige Charles, er wolle dem "inspirierenden Vorbild" seiner Mutter folgen und dem Vereinigten Königreich für den Rest seines Lebens dienen.
Die Trauer um die Großmutter ließ die Menschen zusammenrücken und brachte offenbar auch die zerstrittenen Queen-Enkel Prinz William und Prinz Harry einander wieder näher: Überraschend traten die beiden gemeinsam mit ihren Frauen Kate und Meghan am Samstag vor Schloss Windsor, um das dort abgelegte Blumenmeer zum Gedenken an ihre Großmutter zu betrachten, schüttelten Hände und unterhielten sich mit Trauernden.
Zuvor hatte der neue Thronfolger Prinz William der Queen in einer sehr persönlich gehaltenen Erklärung seine Reverenz erwiesen. Er werde noch einige Zeit brauchen, "bevor die Realität eines Lebens ohne Omi sich wirklich real anfühlen wird", schrieb er. "Sie war an meiner Seite in meinen glücklichsten Augenblicken. Und sie war an meiner Seite während der traurigsten Tage meines Lebens."
Am Dienstag wird der Sarg dann per Flugzeug nach London überführt, wo er ab Mittwoch vier Tage lang in Westminster Hall öffentlich aufgebahrt wird. Die staatliche Trauerfeier findet am 19. September in der Londoner Westminster Abbey statt. Erwartet werden Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter von Königshäusern aus aller Welt. Anschließend wird die Queen auf Schloss Windsor im engsten Familienkreis beigesetzt.
E.Colombo--IM