Ampel-Politiker kritisieren Luftfahrt-Branche wegen Flughafen-Chaos
Politiker der Ampel-Koalition kritisieren in der Debatte über das Chaos an deutschen Flughäfen die Arbeitgeber der Branche. "Gut gelaufen ist das ganz offensichtlich bei den verantwortlichen Unternehmen nicht", sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) im TV-Sender Welt. SPD-Parlamentsgeschäftsführerin Katja Mast forderte die Firmen am Dienstag auf, die Sache in den Griff zu bekommen. Betroffene Passagiere ermunterte sie, ihre Rechte wahrzunehmen.
Wegen fehlenden Personals gibt es derzeit an vielen Flughäfen Engpässe und dadurch lange Wartezeiten und andere Probleme für die Passagiere. Es wird befürchtet, dass sich die Lage während der Hauptreisezeit im Sommer weiter verschärft.
Wissing sagte, er stelle sich die Frage, warum die Unternehmen das sich andeutende Personalproblem nicht früh genug angepackt hätten. Die Fachkräftesicherung "ist ja kein Thema, das jetzt neu wäre, sondern das wissen eigentlich alle, dass das eine der wichtigsten Aufgaben ist".
Derzeit gebe es eine "wirklich unzufriedenstellende Situation", urteilte Wissing. "Dass ausgerechnet jetzt der Flugverkehr nicht funktioniert - also, mich ärgert das auch."
Ähnlich äußerte sich die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, Mast. Es sei "absolut verständlich", dass sich die Menschen auf den Sommerurlaub freuten - "umso ärgerlicher, wenn der verdiente Urlaub dann im Frust endet", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.
"Zwar waren es auch für Fluggesellschaften und Airportbetreiber mitunter harte Zeiten. Aber tausende - oft auch kurzfristig - gestrichene Flüge, endlose Schlangen vor Sicherheitsschleusen und verlorenes Gepäck können keine Antwort sei", kritisierte Mast. "Ich fordere alle Beteiligten auf, das endlich in den Griff zu bekommen."
Betroffene Passagiere müssten sich "nicht alles gefallen lassen", betonte die Sozialdemokratin zudem. "Es gibt klare Regeln und Zuständigkeiten. Die Verbraucherzentralen beraten hier."
Zur Bekämpfung des Personalmangels will die Bundesregierung die Einreise von hunderten ausländischen Hilfskräften ermöglichen, die etwa die Gepäckabfertigung unterstützen können. Aus Regierungskreisen hieß es am Wochenende, geholt werden solle eine vierstellige Zahl an Hilfskräften aus der Türkei.
Die Union kritisierte das Vorhaben. "Das Flughafen-Chaos könnte dauerhaft mit inländischen Fachkräften gelöst werden", sagte der verkehrspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Thomas Bareiß (CDU), der "Rheinischen Post". "Ich fordere die verantwortlichen Fachminister auf, in diesem Sinne zu handeln."
Am Mittwoch wird die Lage auch Thema bei einem Gespräch zwischen Flughafenbetreibern, Bundespolizei sowie weiteren Behörden und Dienstleistern sein. Einen Bericht der "Bild"-Zeitung, wonach es sich um ein "Krisentelefonat" handele, wies eine Sprecherin des Flughafenverbands ADV aber zurück. Es handele sich vielmehr um einen normalen und regelmäßigen Austausch der Beteiligten, sagte sie AFP.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi forderte die Lufthansa-Tochter Eurowings zu einem kurzfristigen Krisengipfel auf. "Die stark zurückkehrende Reiselust in Kombination mit starkem Personalabbau führen zu einer enormen körperlichen und psychischen Belastung der Beschäftigten", beklagte die Gewerkschaft.
Der Lufthansa-Vorstand wandte sich derweil in einem Schreiben an die Kunden. In den nächsten Wochen "wird sich die Situation kurzfristig kaum verbessern", heißt es darin zum Personalmangel in der Branche. "Wir versprechen Ihnen, dass die über 100.000 Mitarbeitenden der Lufthansa Group alles Menschenmögliche leisten, um Ihnen auch in den nächsten Wochen unter den aktuell schwierigen Umständen das bestmögliche Reiseerlebnis zu bieten."
D.Lombardi--IM