Studie: Fast 300.000 Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren fehlen
Deutschlandweit fehlen trotz eines fortschreitenden Ausbaus der Betreuungsinfrastruktur derzeit fast 300.000 Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren. Dies liegt auch an der deutlich höheren Nachfrage, wie aus einer am Freitag in Köln veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht. Dabei gibt es weiter ein deutliches Ost-West-Gefälle: In Ostdeutschland ist die Betreuungssituation wesentlich besser als in Westdeutschland.
Nach der IW-Untersuchung, über die zuerst die Düsseldorfer "Rheinischen Post" berichtet hatte, wünschen sich im laufenden Jahr deutschlandweit Eltern für rund 1,16 Millionen Kinder unter drei Jahren eine institutionelle Betreuung. Tatsächlich einen Platz bekamen demnach aber nur 857.000 Kinder. Damit bleibe eine Lücke von 299.000 Plätzen, obwohl Eltern und ihre Kinder seit zehn Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben.
Besonders groß sind die Betreuungslücken der Studie zufolge in Bremen, wo jedes fünfte Kind keinen Platz bekam und im Saarland mit einer Lücke von 19,2 Prozent. Absolut gesehen fehlten mit 87.400 am meisten Plätze im bevölkerungsstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen. In Mecklenburg-Vorpommern fehlen dagegen demnach nur für knapp drei Prozent aller Kinder unter drei Jahren Betreuungsplätze. Und auch in den anderen ostdeutschen Flächenländern sei die Lage mit Kita-Lücken jeweils zwischen 3,9 und 6,6 Prozent "vergleichsweise entspannt".
Eine wesentliche Ursache für die Mangelsituation ist laut IW der steigende Bedarf. Inzwischen wird demnach für bundesweit 49,1 Prozent der Kinder unter drei Jahren ein Betreuungsplatz nachgefragt. Allerdings sind auch hier die regionalen Unterschiede groß: In Bayern beträgt die Quote nur 42,4 Prozent und in Baden-Württemberg 44,7 Prozent. In Brandenburg liegt sie hingegen bei 64,2 Prozent und in Sachsen-Anhalt bei 64,1 Prozent. Da im Osten aber auch der Ausbaustand weit höher ist, fällt die Lücke hier gleichwohl geringer aus.
Generell verschiebe sich die Altersgrenze, ab der Eltern einen Betreuungsplatz wünschten. War der dritte Geburtstag in der Vergangenheit die gängige Altersuntergrenze für den Besuch einer Kita, sei es inzwischen zum Normalfall geworden, dass auch die Zweijährigen institutionell betreut werden, hieß es. Deutschlandweit liege die tatsächliche Betreuungsquote für Zweijährige inzwischen bei 66,4 Prozent. Von den Eltern gewünscht werde eine solche Betreuung sogar für 80,7 Prozent der Kinder dieses Alters.
Generell ist laut der IW-Studie trotz seit 2022 sinkender Geburtenzahlen kaum Besserung in Sicht. "Zum einen könnte die Zahl der Kinder vor dem Hintergrund der derzeit sehr starken Zuwanderung auch wieder ansteigen. Zum anderen belastet der Fachkräftemangel viele Kitas", begründete das Institut seine Einschätzung. Zahlreiche offene Stellen könnten daher nicht besetzt werden.
"Die Politik muss dringend nachsteuern, den Erzieherberuf attraktiver machen und konsequent Kitas ausbauen", forderte daher Studienautor Wido Geis-Thöne. Immerhin sei die Zahl der Erzieherinnen und Erzieher aber von 2014 bis 2023 von 503.000 auf 715.000 gestiegen, hieß es in der Studie.
A.Bruno--IM