Il Messaggiere - Gasversorgung im Winter: Warnung vor "Restrisiken" trotz gesunkener Preise

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Gasversorgung im Winter: Warnung vor "Restrisiken" trotz gesunkener Preise
Gasversorgung im Winter: Warnung vor "Restrisiken" trotz gesunkener Preise / Foto: Charly TRIBALLEAU - AFP/Archiv

Gasversorgung im Winter: Warnung vor "Restrisiken" trotz gesunkener Preise

Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat zu einem "sparsamen Gasverbrauch" aufgerufen. Trotz der verbesserten Energieversorgung gebe es Restrisiken, wie einen sehr kalten Winter, sagte Müller der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" vom Donnerstag. Eine Auswertung des Vergleichsportal Verivox zeigte, dass die Preise für Gas im Jahresvergleich zwar deutlich gesunken sind, aber weiterhin auf einem hohen Niveau liegen.

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"Die Ausgangssituation zu Beginn der kommenden Heizperiode ist im Hinblick auf die Speicherfüllstände und die Bezugsquellen für Erdgas deutlich besser als im vergangenen Herbst", sagte Müller. Ein sparsamer Verbrauch bleibe wegen des Restrisikos aber dennoch wichtig. Der Behördenchef warnte in diesem Zusammenhang auch vor teilweisen oder vollständigen Ausfällen etwa durch Schäden an Pipelines.

Fielen einzelne Lieferungen aus, könne es auch nach Ansicht des RWE-Chefs Markus Krebber "sehr kritische Situationen geben". Die Bundesregierung rief der Konzernchef auf den Ausbau der Infrastruktur zum Import von Flüssigerdgas wie geplant umzusetzen. "Ich habe derzeit den Eindruck, dass Verzögerungen drohen", sagte er der Düsseldorfer "Wirtschaftswoche".

Grundsätzlich startet die Heizperiode in diesem Herbst auf einem deutlich niedrigeren Preisniveau als noch vor einem Jahr. Die Kosten für Erdgas liegen laut Verivox derzeit um durchschnittlich 43 Prozent niedriger als vor einem Jahr, Heizöl ist rund ein Viertel günstiger. Eine Kilowattstunde (kWh) Gas kostete demnach vor einem Jahr im bundesweiten Durchschnitt 20,54 Cent, zuletzt waren es 11,73 Cent.

"Die Haushalte in Deutschland bleiben aller Voraussicht nach in der kommenden Heizperiode von den Rekordpreisen des vergangenen Jahres verschont", erklärte Thorsten Storck von Verivox. Gleichzeitig schmälerte er die Hoffnung auf weitere Preisnachlässe. Die Gasmärkte seien nach wie vor nervös.

Vor "unrealistischen Erwartungen" warnte vor dem Hintergrund gestrichener Gasumlagen auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Das in Deutschland für Gasumlagen zuständige Unternehmen Trading Hub Europe hatte im August mitgeteilt, dass die Regelenergieumlage von 0,57 Cent je Kilowattstunde und die Konvertierungsumlage von 0,038 Cent auf jeweils null Cent sinken.

Bundesverbraucherministerin Steffi Lemke (Grüne) forderte die Gaslieferanten dazu auf, die Entlastungen direkt an die Kundinnen und Kunden weiterzugeben. "Der Wegfall der beiden Gasumlagen hat auf den Endpreis nur sehr kleine Auswirkungen", schränkte jedoch VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing ein. "Wir sprechen von rund 0,61 Cent pro Kilowattstunde."

Wie viel Verbraucher am Ende in der eigenen Wohnung tatsächlich zahlen müssen, hänge immer maßgeblich vom gewählten Tarif ab, erklärte Verivox. Der Gaspreis beim örtlichen Grundversorger fiel zwischen Oktober 2022 und diesem Oktober von 15,2 Cent pro kWh auf 14,62 Cent. Im selben Zeitraum sank der durchschnittliche Tarif des günstigsten Neukunden-Angebots von 23,85 Cent auf 8,87 Cent pro Kilowattstunde.

Im vergangenen Jahr war die Grundversorgung also zeitweise deutlich günstiger. "In der Zwischenzeit hat sich das Bild wieder gedreht, da überregionale Gasversorger die gesunkenen Großhandelspreise schneller an ihre Kunden weitergegeben haben", erklärte Stork. Auch mit Blick auf die Gasumlage könne sich deshalb ein Anbieterwechsel lohnen.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) riefen derweil die Bundesregierung dazu auf, Klarheit beim Auslaufen der Energiepreisbremse und der Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Gas und Fernwärme zu schaffen. "Viele Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen aktuell noch immer höhere Energiepreise als 2021 vor der Energiepreiskrise. Eine vorgezogene Erhöhung der Mehrwertsteuer und ein Auslaufen der Energiepreisbremsen zum Jahreswechsel kämen zur Unzeit", erklärten die Verbände. Verbraucherinnen und Verbraucher könnten in Zahlungsschwierigkeiten geraten.

S.Carlevaro--IM