Grünes Licht für Übernahme von Toshiba-Konzern durch japanische Firmengruppe
Die Übernahme des seit Jahren kriselnden japanischen Industriekonzerns Toshiba durch eine Unternehmensgruppe unter Führung des Investmentfonds Japan Industrial Partners (JIP) kann vollzogen werden. Der Konzern teilte am Mittwoch mit, dass genügend Aktionäre dafür grünes Licht gegeben hätten. JIP hatte Toshiba mit zwei Billionen Yen (12,6 Milliarden Euro) bewertet. Mindestens zwei Drittel der bisherigen Aktionärinnen und Aktionäre mussten dem Verkauf ihrer Anteile zustimmen.
Eine mögliche Übernahme von Toshiba steht seit über zwei Jahren im Raum. Die Konzernführung hatte lange Zeit ausgeschlossen, eine solche Möglichkeit auch nur in Betracht zu ziehen. Im April 2022 beugte sie sich aber dem Druck zahlreicher Aktionäre und erklärte sich grundsätzlich dazu bereit. In diesem Frühjahr teilte Toshiba mit, ein Angebot von JIP und dessen rund 20 Partnern erhalten zu haben.
Toshiba stand jahrzehntelang symbolhaft für den technologischen Aufstieg Japans. Der Konzern fertigt eine große Bandbreite an Produkten, von Reiskochern über medizinische Geräte bis hin zu Atomkraftwerken. Das Bekanntwerden eines Bilanzfälschungsskandals im Jahr 2015 leitete jedoch Jahre der Krise ein. Seitdem hat Toshiba massive Verluste erlitten und musste wichtige Konzernteile wie die auf Atomanlagen spezialisierte US-Tochter Westinghouse oder sein wertvolles Chip-Geschäft Toshiba Memory abstoßen.
Ein Zeichen für die mangelnde Attraktivität von Toshiba ist auch, dass es nur ein einziges konkretes Übernahmeangebot gab. JIP ist auf die Sanierung von Unternehmen in Schwierigkeiten spezialisiert. Problematisch war allerdings zudem, dass aufgrund des für den japanischen Staat sensiblen Charakters zahlreicher Aktivitäten von Toshiba etwa in den Bereichen Atomkraft und Verteidigung eine Übernahme unter Beteiligung ausländischer Investoren kaum machbar war.
N.Baggi--IM