Äthiopien verkündet Befüllung von viertem Becken von umstrittener Nil-Talsperre
Trotz anhaltenden Widerstands aus Ägypten hat Äthiopien das vierte und letzte Becken seines Mega-Staudamms am Nil befüllt. Er gebe "mit großer Freude bekannt", dass die "vierte und letzte" Füllungsphase der Talsperre "erfolgreich abgeschlossen" worden sei, teilte der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed am Sonntag im Onlinedienst X, vormals Twitter, mit.
"Ich glaube, dass wir das, was wir uns vorgenommen haben, zu Ende bringen werden", erklärte Abiy. Es habe viele Herausforderungen gegeben, sein Land sei "oft dazu gedrängt" worden, bei dem Projekt "einen Rückzieher zu machen".
Seit Äthiopien im Jahr 2011 den Grundstein für das im Februar 2020 eröffnete Wasserkraftwerk gelegt hat, steht der riesige Grand-Ethiopian-Renaissance-Staudamm (Gerd) im Mittelpunkt eines regionalen Konflikts mit den flussabwärts gelegenen Nil-Anrainerstaaten. Der seit April von einem bewaffneten Konflikt rivalisierender Militärs erschütterte Sudan hat sich nach anfänglichem Widerstand mittlerweile mit Äthiopien geeinigt.
Äthiopien argumentiert, die Talsperre sei unerlässlich für seine Stromerzeugung. Ägypten dagegen, dessen Wasserbedarf zu 97 Prozent aus dem Nil gedeckt wird, besteht weiter auf seinem historischen Recht an dem Fluss und nennt das Mega-Projekt eine "existenzielle" Bedrohung. Nach jahrelangem Streit um das Projekt hatten der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi und der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed im Juli vereinbart, innerhalb von vier Monaten ein Abkommen zu schließen.
Das komplette Volumen des Stausees beträgt 74 Milliarden Kubikmeter. Der rund 4,2 Milliarden US-Dollar (3,89 Milliarden Euro) teure Staudamm soll künftig 5000 Megawatt Strom erzeugen und damit Äthiopiens bisherige Stromerzeugung verdoppeln.
A.Uggeri--IM