EU-Ratspräsident: Russische Blockade ukrainischer Häfen "muss aufhören"
Kurz vor Beginn des G20-Gipfels in Indien hat EU-Ratspräsident Charles Michel Russland aufgefordert, die Angriffe auf ukrainische Schwarzmeerhäfen zu stoppen. Es sei ein "Skandal", dass Russland nach dem Ausstieg aus dem Getreideabkommen ukrainische Häfen blockiere und angreife, erklärte Michel am Freitag in der indischen Hauptstadt Neu Delhi. "Das muss aufhören."
Schiffe mit Getreide müssten einen sicheren Zugang zum Schwarzen Meer haben, sagte der EU-Ratspräsident weiter. Durch das internationale Abkommen seien 32 Millionen Tonnen auf den Weltmarkt gebracht worden, "vor allem in Entwicklungsländer", betonte er. Russlands Ankündigung, eine Million Tonnen kostenloses Getreide an Afrika liefern zu wollen, nannte Michel "zynisch".
Russland war im Juli aus dem Getreideabkommen ausgestiegen, das der Ukraine trotz des Krieges den Export von ukrainischem Getreide und anderen Lebensmitteln über das Schwarze Meer ermöglichte. In der Folge griff Moskau verstärkt ukrainische Hafeninfrastruktur am Schwarzen Meer und an der Donau an.
An diesem Wochenende kommen die Staats- und Regierungschefs der G20 zum Gipfel in Neu Delhi zusammen, um unter anderem über eine gemeinsame Position zum Ukraine-Krieg zu beraten. US-Präsident Joe Biden befindet sich an Bord seines Regierungsflugzeugs auf dem Weg nach Indien, der britische Premierminister Rishi Sunak kam am Freitag in Neu Delhi an, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wollte am Abend nach Indien aufbrechen.
Kreml-Chef Waldimir Putin wird aufgrund eines Haftbefehls des Internationalen Staatsgerichtshof nicht mit am Verhandlungstisch sitzen. Er wird von seinem Außenminister Sergej Lawrow vertreten. Auch Chinas Staatschef Xi Jinping wird dem Treffen fernbleiben.
Den G20 gehören die 19 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer sowie die Europäische Union an. Die Gruppe repräsentiert zwei Drittel der Weltbevölkerung sowie etwa 85 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts.
K.Costa--IM