Auftragsmangel im Wohnungsbau - Geywitz nun gegen Verschärfung von Neubaustandards
Bestehende Aufträge werden storniert und es kommen immer weniger Neuaufträge rein: Die Krise im Wohnungsbau setzt sich fort. Wie das Münchner Ifo-Institut am Montag mitteilte, klagten im Juli 40,3 Prozent der Unternehmen über einen Auftragsmangel - das war ein neuer Rekordwert. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) stellte nun in Aussicht, die geplante Verschärfung der Energiestandards für Neubauten zu verschieben.
"Nach einem langjährigen Boom würgen die höheren Zinsen und die drastisch gestiegenen Baukosten das Neugeschäft förmlich ab", erklärte Klaus Wohlrabe vom Ifo. Der Anteil der Unternehmen mit Auftragsmangel stieg demnach stark: Im Juni waren es noch 34,5 Prozent und vor einem Jahr nur 10,8 Prozent.
Und es fehlt nicht nur an neuen Aufträgen, es werden auch laufende Aufträge storniert: Derzeit haben 18,9 Prozent der befragten Firmen damit zu kämpfen, der Wert im langfristigen Mittel beträgt nur 3,1 Prozent.
Diese Lage führt mittlerweile bei 10,5 Prozent der Baufirmen für Finanzierungsprobleme - vor einem Jahr waren es nur halb so viele. Eine Mehrheit der Unternehmen rechnet auch nicht mit einer baldigen Besserung. Die Geschäftserwartungen betrugen zuletzt "außerordentlich schwache" minus 52,1 Punkte, erklärten die Ifo-Experten.
Am Freitag hatte das Statistische Bundesamt neue Zahlen zu den Baugenehmigungen veröffentlicht. Der Rückgang im Juni betrug im Jahresvergleich 28,5 Prozent, der Vergleich des ersten Halbjahres ergab ein Minus von 27,2 Prozent.
Das Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, rückt damit in immer weitere Ferne. "Aus meiner Sicht ist die Situation jetzt nicht so, dass man bei den Baupreisen und den ganz stark zurückgegangenen Bauanträgen noch weitere Standardverschärfungen machen sollte", sagte Ministerin Geywitz den Sendern RTL und ntv. Die neue Energieeffizienzstufe EH-40 soll nach bisherigen Plänen ab dem 1. Januar 2025 für Neubauten verpflichtend sein.
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katharina Dröge, sprach sich hingegen für mehr staatliche Förderung aus. "Die Baubranche kann Impulsgeber für Konjunktur, Jobs und Klimaschutz sein", erklärte sie. "Um ihre Auftragslage zu stärken und bezahlbaren und energetisch hochwertigen Wohnraum zu schaffen, schlagen wir ein Programm vor, das die staatliche Förderung für die energetische Gebäudesanierung und sozialen Wohnungsbau deutlich erhöht."
O.Esposito--IM