Bei gleichen Stromnetzgebühren würden Haushalte in zwei Bundesländern profitieren
Die in Deutschland sehr unterschiedlichen Netzentgelte für Strom sollen fair verteilt werden - wenn es so käme, würden vor allem Privathaushalte in Schleswig-Holstein und Brandenburg profitieren. Sie würden dann 27 Prozent weniger Netzgebühren zahlen, wie das Vergleichsportal Verivox berechnete. Haushalte in Bremen, Baden-Württemberg und Bayern würden dann stärker belastet - in Bremen sogar um 38 Prozent, wie Verivox am Donnerstag mitteilte.
Die Netzentgelte machen derzeit rund 22 Prozent des Strompreises für Haushalte aus. Der bundesweite Durchschnitt der Stromnetzentgelte liegt laut Verivox bei 350 Euro jährlich für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden.
Doch tatsächlich sind die Gebühren je nach Wohnort sehr unterschiedlich. "Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist eine der Ursachen für die regional unterschiedlichen Netzentgelte, aber auch Faktoren wie die Industrie- und Bevölkerungsdichte haben einen großen Einfluss", erläuterte Verivox-Energieexperte Thorsten Storck. Die Netznutzungsentgelte werden für den Ausbau und die Instandhaltung von Stromleitungen erhoben, auch die Kosten für Zählerinstallation, Ablesung und Abrechnung sind darin enthalten. Im Norden Deutschlands wird viel Windstrom erzeugt, der Richtung Süden geleitet werden muss.
So zahlt der Beispiel-Haushalt mit einem 4000-Kilowattstunden-Verbrauch in Schleswig-Holstein pro Jahr 480 Euro Netzentgelte. In Brandenburg sind es durchschnittlich 477 Euro und in Mecklenburg-Vorpommern 449 Euro. Die niedrigsten Stromnetzentgelte zahlen Haushalte in Bremen mit 254 Euro, Baden-Württemberg mit 321 Euro und Bayern mit 323 Euro, erklärte Verivox.
Das Portal legte den Durchschnitt von 350 Euro pro Jahr für seine Berechnungen zugrunde und ermittelte die Durchschnittswerte pro Bundesland durch eine Gewichtung nach der Anzahl der Haushalte im jeweiligen Verteilnetzgebiet. Auch innerhalb der Bundesländer sind die Netzgebühren teils sehr unterschiedlich.
Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hatte am Wochenende gesagt, seine Behörde strebe eine Strompreisreform mit niedrigeren Netzentgeltgebühren für Regionen mit viel Windkraft an. Derzeit liegt demnach ein Gesetzentwurf im Bundestag, der die Bundesnetzagentur autorisieren würde, entsprechende Vorschläge zu machen.
Verivox rechnet wegen der steigenden Zinsen und des hohen Investitionsbedarfs für den Stromnetzausbau auch in den kommenden Jahren mit weiter steigenden Netzgebühren für die Haushalte in Deutschland. Das Portal berechnete den Anstieg der Entgelte in den vergangenen fünf Jahren: Im Bundesdurchschnitt legten sie demnach um 28 Prozent zu. Besonders stark war der Anstieg demnach in Hamburg (60 Prozent), Berlin (49 Prozent), Brandenburg (43 Prozent) und Schleswig-Holstein (42 Prozent).
U.Sparacello--IM