Zahl der Cyberangriffe in Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
Die Zahl der kriminellen Cyberangriffe in Deutschland liegt weiter auf hohem Niveau. Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) vom Mittwoch wurden im vergangenen Jahr knapp 139.000 entsprechende Fälle registriert. Das war im Vergleich zum Vorjahr zwar ein Rückgang um 6,5 Prozent. Zugleich lag die Gesamtzahl erneut bei mehr als 130.000 - diese war laut BKA erstmals 2020 im Zuge der Coronapandemie erreicht worden.
Zugleich wies das BKA auf ein großes Dunkelfeld sowie die Tatsache hin, dass in der Statistik nur von Tätern im Inland begangene Taten erfasst werden. Sofern aus dem Ausland heraus ein Angriff auf deutsche Unternehmen oder Institutionen erfolge, werde dieser nicht berücksichtigt. Deren Zahl sei im vergangenen Jahr nach Erkenntnissen aus ergänzenden Lagebildern jedoch um acht Prozent gestiegen.
Die Zahlen aus der polizeilichen Kriminalstatistik zeigten lediglich "die Spitze des Eisbergs", betonte BKA-Vizepräsidentin Martina Link bei der Vorstellung in Wiesbaden. "Deshalb kann von einer Entwarnung im Bereich Cybercrime keine Rede sein."
Cyberkriminalität sei längst ein illegaler Wirtschaftszweig mit einer hochspezialisierten Arbeitsteilung. Am schadensträchtigsten seien Erpressungen von Firmen mit so genannter Ransomware, die Daten verschlüssle. Solche Attacken gälten zunehmend auch Bildungs- und Forschungseinrichtungen, fügte sie hinzu.
Auch der deutsche Digitalwirtschaftsverband Bitkom warnte vor den Schäden durch Cyberattacken und forderte größere Abwehranstrengungen von Unternehmen wie auch Behörden. "Cyberkriminalität ist eine Bedrohung für unsere Wirtschaft und für unsere Gesellschaft", sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst bei der gemeinsamen Vorstellung des neuen Bundeslagebilds mit Link in der BKA-Zentrale in Wiesbaden.
Wintergerst verwies dabei auf die Ergebnisse einer von seinem Verband in Auftrag gegebenen aktuellen Umfrage unter Unternehmen. Demnach rechneten 63 Prozent der befragten Firmen innerhalb der kommenden zwölf Monate mit einem Cyberangriff. 48 Prozent befürchteten im Falle einer erfolgreichen Attacke eine existentielle Bedrohung. Firmen wie Behörden müssten investieren und "aufrüsten", sagte er.
Cybercrime gehört nach Einschätzung des BKA zu den Phänomenbereichen mit dem höchsten Schadenspotenzial in Deutschland. Die durch den Digitalverband Bitkom errechneten Cybercrime-Schäden in Deutschland beliefen sich laut Wirtschaftsschutzbericht 2022 auf 203 Milliarden Euro - und lagen damit rund doppelt so hoch wie noch im Jahr 2019.
R.Marconi--IM