Streamingdienst Disney+ will gegen Passwort-Teilen vorgehen
Der US-Streamingdienst Disney+ erhöht in den USA den Preis für das monatliche Abo und will wie der Konkurrent Netflix gegen das Teilen von Nutzerkonten vorgehen. Disney-Chef Bob Iger sagte am Mittwoch, das Unternehmen sehe eine solche Einschränkung als "Priorität" und habe bereits "die technische Möglichkeit" dafür. Ab November wird auch in Deutschland ein Abo mit Werbung angeboten.
Die Zahl der Abonnenten von Disney+ ging weiter zurück: Sie lag im Quartal von April bis Juni bei 146,1 Millionen, das waren fast zwölf Millionen weniger als Ende März. Der Streamingdienst sieht sich wegen der harten Konkurrenz durch Netflix und andere Anbieter schon seit längerem mit sinkenden Abozahlen konfrontiert, sie gingen nun das dritte Quartal in Folge zurück.
In den neun Monaten von Ende September bis Ende Juni verlor Disney+ insgesamt 18 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten. Der jüngste Rückgang liegt vor allem am indischen Markt, wo das Unternehmen Senderechte für Cricket-Spiele verlor.
Ab dem 12. Oktober werde Disney+ den monatlichen Abopreis um drei Dollar auf 14 Dollar (12,70 Euro) erhöhen - vorerst nur in den USA, kündigte das Unternehmen an. In Deutschland kostet ein Abo 8,99 Euro im Monat, im Jahresabo 89,90 Euro.
Der Streamingdienst will ab November zudem sein Abo-Modell mit Werbung auch in Europa und Kanada anbieten - auch in Deutschland. Ein Abo mit Werbung soll hierzulande monatlich 5,99 Euro kosten, wie das Fachmagazin "Horizont" berichtete.
Konkurrent Netflix geht seit Mai verstärkt dagegen vor, wenn Abonnenten ihre Zugangsdaten mit anderen Menschen teilen und das Abo so gemeinsam nutzen. Für zusätzliche Zugänge in anderen Haushalten werden Gebühren fällig. Die Nutzerzahl erhöhte sich dadurch im zweiten Quartal um sechs Millionen auf 238 Millionen.
Disney+ habe noch "einen langen Weg" vor sich, bis das Unternehmen die Gewinnzone erreiche, sagte Analyst Jamie Lumie von der Marktforschungsfirma Third Bridge. "Wir rechnen damit eher 2025 als nächstes Jahr."
Schlecht für Disney+ ist auch der Streik von Schauspielern und Drehbuchautoren in Hollywood - das schränkt die Möglichkeit des Unterhaltungsriesen Disney ein, neue Inhalte zu produzieren. Die zuständige Gewerkschaft fordert von Filmstudios und Streaminganbietern höhere Gagen sowie Zusicherungen zum künftigen Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Iger gab sich optimistisch, hier "rasch Lösungen" zu finden.
Der Gesamtkonzern Disney konnte seinen Umsatz im Quartal von April bis Juni leicht auf 22,3 Milliarden Dollar im Jahresvergleich steigern. Hauptsparte ist das Filmgeschäft, dazu kommen Fernsehsender, Themenparks und eine Kreuzfahrtsparte. Der Konzern machte in den drei Monaten einen Verlust von 460 Millionen Dollar.
N.Tornincasa--IM