Zehntausende Jugendliche beim Welttreffen der Pfadfinder in Südkorea evakuiert
Aus Angst vor einem nahenden Taifun sind beim Welttreffen der Pfadfinder in Südkorea zehntausende Kinder und Jugendliche evakuiert worden. Die Pfadfinder und ihre Betreuer packten am Dienstag ihre Zelte und Habseligkeiten und bestiegen bereitgestellte Busse, die sie in Ausweichunterkünfte unter anderem in Seoul bringen sollten. Auch die rund 2200 deutschen Teilnehmer verließen das Lager nahe der Stadt Buan.
Insgesamt schickten die südkoreanischen Behörden mehr als tausend Busse zu dem riesigen Zeltlager, um die größtenteils jugendlichen Teilnehmer des Treffens vor dem heranrückenden Taifun "Khanun" in Sicherheit zu bringen. In Einsatz waren auch Spezialkräfte der südkoreanischen Armee, zudem begleiteten mehr als hundert Polizeiautos sowie Hubschrauber die Busse.
Alle Betreuer arbeiteten "am Limit", um die Evakuierung zu gewährleisten, berichtete der deutsche Freiwillige Axel Scholl. "Das Schlimmste daran: Es sollte doch für die Kinder sein", sagte er mit Tränen in den Augen. "Ich bin 62 Jahre alt, aber es war für die Kinder. Nun werden sie alle enttäuscht nach Hause gehen. Dabei sollte es doch so eine schöne Erfahrung sein."
Die Teilnehmer wurden in Studentenwohnheimen und anderen öffentlichen Einrichtungen in Seoul und in anderen Provinzen untergebracht. Für sie soll es Ersatzveranstaltungen geben. Der südkoreanische Innenminister Lee Sang-min bekräftigte, das Programm solle fortgesetzt werden, die Teilnehmer sollten ihr Treffen mit "fröhlichem Herzen" abschließen.
Vor allem in Seoul, wohin auch die Kinder und Jugendlichen aus Deutschland evakuiert wurden, sind Ersatzveranstaltungen geplant. Unter anderem soll es ein großes K-Pop-Konzert geben, für das die Fans auf eine Wiedervereinigung der Superstars von BTS hoffen.
Dem südkoreanischen Wetterdienst zufolge wird "Khanun" ab Mittwoch schwere Regenfälle bringen. Der Taifun soll demnach mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern übers Land fegen - heftig genug, um einen fahrenden Zug zum Entgleisen zu bringen.
Das Pfadfinder-Treffen kämpfte seit seinem Start mit dem Wetter: Eine unbarmherzige Hitzewelle machte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der vergangenen Woche schwer zu schaffen. Trotz einer Vorbereitungszeit von sechs Jahren gelang es den Organisatoren dabei nicht, die Teilnehmer auf dem baumlosen Lagergelände ausreichend vor der Sonne und Temperaturen zwischen 35 und 38 Grad zu schützen.
Rund 600 Teilnehmende erlitten einen Hitzschlag, viele Kinder und Jugendliche fielen Berichten zufolge in Ohnmacht. Krankenwagen ließen bis zu 45 Minuten auf sich warten, mehrere Delegationen mit tausenden Teilnehmern reisten wegen den unbarmherzigen Bedingungen bereits Ende vergangener Woche ab.
Eltern der Pfadfinder beklagten die aus ihrer Sicht mangelhafte Organisation des Treffens, südkoreanische Medien sprachen von einer "nationalen Schande". Örtliche Medien berichteten unter anderem von einer schlechten Abwasserentsorgung und behelfsmäßigen Duschen und Toiletten.
Der deutsche Freiwillige Axel Scholl sagte AFP, die "koreanische Nation und das koreanische Volk" täten ihm angesichts des Verlaufs der Veranstaltung "sehr leid": "Ich denke, sie hätten ihr Land, ihre Kultur und ihre Gemeinschaft gerne positiver präsentiert." Polen, Ausrichterland des nächsten Weltpfadfindertreffens im Jahre 2027, könne aus den diesjährigen Erfahrungen viel darüber lernen, was schief gehen könne.
Taifun "Khanun" traf unterdessen am Dienstag auf die südjapanische Insel Kyushu. Wegen heftigen Regens wurden zahlreiche Flüge annulliert, tausende Passagiere saßen an Flughäfen fest. Auch die Verbindungen der Shinkansen-Schnellzüge wurden im Süden des Landes teilweise eingestellt.
M.Fierro--IM