Greenpeace: Bahnfahren in Europa meist teurer als fliegen
Bei Reisen innerhalb Europas ist es nach Angaben von Greenpeace häufiger günstiger zu fliegen, als mit dem Zug zu fahren. Die Umweltorganisation verglich dazu Preise auf 112 europäischen Routen zu unterschiedlichen Buchungszeitpunkten und kam zu dem Ergebnis, dass die Bahn in 71 Prozent der Fälle teurer war als das Flugzeug. Nur auf 23 Strecken kann die Bahn demnach günstigere Tickets anbieten.
Deutschland ist aufgrund seiner zentralen Lage in Europa und der häufigen internationalen Zugverbindungen vergleichsweise günstig verbunden, wie Greenpeace am Donnerstag erklärte. Trotzdem seien Strecken innerhalb, von und nach Deutschland im Durchschnitt 51 Prozent teurer als Flüge.
Auf einzelnen Strecken kann es jedoch Ausnahmen geben. Aus Brüssel nach Hamburg kommen Reisende beispielsweise nie günstiger mit dem Flugzeug. Auch von Hamburg nach München und Luxemburg seien die Bahntickets in der Untersuchung zu jedem Zeitpunkt günstiger gewesen als entsprechende Flüge.
Dafür sind die Preise für Zugtickets von Berlin nach Paris und aus der Hauptstadt nach London, Brüssel und Kopenhagen immer teurer als das Flugzeug. Besonders stark steigen die Preise für Bahnreisende bei kurzfristigen Buchungen.
Den größten Preisunterschied registrierte Greenpeace auf der vergleichsweise langen und durch ein Meer getrennten Strecke von Barcelona nach London. Hier kostete das Flugticket 30 Mal so viel wie die Bahnfahrkarte zum gleichen Buchungszeitpunkt. Während Reisende für 12,99 Euro fliegen konnten, kostete der Trip mit dem Zug 384 Euro.
Im Zuge der Veröffentlichung forderte Greenpeace-Reiseexpertin Marissa Reiserer eine europaweite Kerosinsteuer in Höhe von 50 Cent pro Liter. Das würde jährlich rund 46 Milliarden Euro Einnahmen bringen, erklärte sie. "Immer mehr Menschen wollen mit der Bahn reisen und auf Flüge verzichten, doch die fehlende Kerosinsteuer und weitere klimaschädliche Subventionen für die Flugindustrie verzerren die Preise."
Auch der Europapolitiker Anton Hofreiter (Grüne) sprach sich für teurere Flugreisen aus. "Es bleibt ein Problem, dass klimaschädliche Subventionen und das Fehlen einer europäischen Kerosinsteuer weiterhin die Preise verzerren", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Außerdem müsse der Fernverkehr der Bahn verbessert werden. "Dafür muss massiv in die Bahninfrastruktur investiert werden, um Kapazitäten auszubauen und das Angebot zu erweitern."
Die Deutsche Bahn (DB) reagierte auf die Studie und verwies auf gute innerdeutsche Verbindungen, die oft günstiger als das Flugzeug seien. Zudem sei die DB "deutlich günstiger als das Flugzeug, wenn es um die Mitnahme von Kindern und Gepäck geht". Das berücksichtige die Studie von Greenpeace nicht. Auch ein Transport vom Flughafen ins Stadtzentrum könnten sich Reisende mit der Bahn oft sparen.
Trotzdem erklärte auch die DB, dass die Mobilitätswende "hin zur klimafreundlichen Bahn" nur gelingen könne, "wenn auch die politischen Rahmenbedingungen fair gestaltet sind". Dazu gehöre eine Energiebesteuerung, die in erster Linie die Folgen für Klima und Umwelt berücksichtige.
H.Giordano--IM