Türkische Zentralbank hebt Leitzins weiter an - auf 17,5 Prozent
Die türkische Zentralbank hat im Kampf gegen die sehr hohe Inflation den Leitzins weiter angehoben. Er steigt von 15 Prozent auf 17,5 Prozent, wie die Notenbank am Donnerstag mitteilte. Sie hatte nach der Wiederwahl von Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Kehrtwende eingeleitet und Ende Juni den Leitzins von 8,5 Prozent auf 15 Prozent fast verdoppelt.
Am Donnerstag kündigte die Zentralbank an, die Straffung der Geldpolitik werde wenn nötig schrittweise verstärkt, bis eine "deutliche Verbesserung der Inflationsaussichten" eintrete.
Die Inflation in der Türkei liegt nach offiziellen Zahlen weiterhin bei nahezu 40 Prozent. Unabhängige Beobachter bezweifeln diese Angaben und gehen sogar von mehr als 100 Prozent Teuerungsrate aus.
Analysten hatten nach der starken Anhebung im Juni auch jetzt ein kräftigeres Plus erwartet. "Furchtbare Entscheidung", kommentierte etwa Timothy Ash von Bluebay Asset Management. Sie bestätige die Ansicht der Analysten, dass Zentralbankchefin Hafize Gaye Erkan und Finanzminister Mehmet Simsek "nicht wirklich die Vollmacht haben, die Geldpolitik auch wirklich zu straffen".
Laut gängiger Lehrmeinung helfen bei einer hohen Inflation höhere Zinsen, um die Wirtschaft abzukühlen, die Nachfrage zu senken und so die Preise herunter zu bringen. Erdogan lehnte dies jedoch lange ab und setzte vor allem auf Produktionssteigerungen und Wachstum. Auf die türkische Zentralbank übte er entsprechend Druck aus, um steigende Zinsen zu verhindern. Nach seiner Wiederwahl im Mai ernannte er dann den liberalen Ökonomen Simsek und die Wall-Street-Bankerin Erkan. Beide gelten als Verfechter konventioneller Geldpolitik.
J.Romagnoli--IM