Meta startet Twitter-Konkurrenten Threads - Zehn Millionen Anmeldungen zum Start
Der Facebook-Mutterkonzern Meta hat seinen Twitter-Konkurrenten Threads freigeschaltet. "Los geht's. Willkommen bei Threads", erklärte Konzernchef Mark Zuckerberg am Mittwochabend auf seinem Profil bei dem neuen Kurznachrichtendienst. Die App wurde in den App-Stores für iPhones und Android-Smartphones freigeschaltet - und nach Angaben von Zuckerberg innerhalb von wenigen Stunden millionenfach heruntergeladen. Der Start in Europa verzögert sich allerdings wegen der noch ausstehenden Zustimmung aus Brüssel.
"Zehn Millionen Anmeldungen in sieben Stunden", schrieb Zuckerberg. Vier Stunden nach dem Start hatte er sich bereits über fünf Millionen neue Nutzer gefreut. Threads ist der bisher größte Herausforderer von Twitter. Insbesondere seit der Übernahme der Plattform durch den Tesla-Milliardär Elon Musk hat sich zwar eine Reihe potenzieller Konkurrenten in Stellung gebracht. Keiner konnte sich bislang jedoch als wirkliche Alternative etablieren.
Zuckerberg selbst macht aus dem Wettbewerb mit Twitter und Musk keinen Hehl. Auf der Konkurrenz-Plattform, wo er sich zuvor mehr als zehn Jahre lang nicht öffentlich geäußert hatte, veröffentlichte er am Donnerstag ein Bild, das auf die Ähnlichkeit der Funktionsweisen von Twitter und seiner neuen App anspielt.
"Es wird einige Zeit dauern, aber ich denke, es sollte eine App für öffentliche Unterhaltungen geben, die von mehr als einer Milliarde Menschen genutzt wird", schrieb er anschließend auf Threads. "Twitter hatte die Möglichkeit, dies zu tun, hat es aber nicht geschafft. Hoffentlich schaffen wir das." Twitter hat die Zahl seiner täglich aktiven Nutzer in der Vergangenheit auf über 200 Millionen beziffert.
Ein großer Vorteil: Threads fängt nicht bei Null an, da die App offiziell als Ableger von Instagram vorgestellt wurde, einer weiteren Meta-Tochter. Wer bereits ein Instagram-Konto hat, kann sich mit den entsprechenden Zugangsdaten direkt bei Threads einloggen und seine Kontakte übertragen. Instagram hat über zwei Milliarden Nutzer.
Meta hofft, Threads zum neuen Favoriten unter den Kommunikationskanälen für Prominente, Politiker und Unternehmen zu machen und aus dem von Musk bei Twitter gestifteten Chaos Profit zu schlagen. Stars wie Shakira, Jennifer Lopez und Hugh Jackman waren rasch auf Threads zu finden. Auch wichtige Medienunternehmen wie die "Washington Post" und das Magazin "The Economist" öffneten offizielle Accounts. Threads soll vorerst ohne Anzeigen laufen.
Musk hatte nach der Twitter-Übernahme im vergangenen Jahr einen Großteil des Personals gefeuert und weitreichende und oftmals erratisch anmutende Veränderungen angestoßen. Am vergangenen Wochenende sorgte er mit der Entscheidung für Aufsehen, die Zahl der täglich lesbaren Tweets für nicht zahlende Twitter-Nutzer zu limitieren. Außerdem sind Tweets nun nicht mehr für Internetnutzer sichtbar, die nicht bei Twitter eingeloggt sind.
Meta hatte Mitte März angekündigt, an einem Twitter-ähnlichen Netzwerk zu arbeiten. "Wir erwägen ein dezentralisiertes, unabhängiges soziales Netzwerk, das den Austausch von schriftlichen Nachrichten in Echtzeit ermöglicht", erklärte der Konzern damals. In Kontrast zu den meisten Online-Plattformen soll Threads künftig so konzipiert sein, dass es mit anderen Netzwerken interoperabel ist.
Besonders in Europa gibt es allerdings auch viel Kritik am Meta-Konzern, was die Entwicklung von Threads bremsen könnte. Im Fokus steht vor allem dessen Umgang mit persönlichen Daten. Erst diese Woche hatte der Europäische Gerichtshof dem Bundeskartellamt grünes Licht dafür gegeben, Meta wegen der Zusammenführung von Nutzerdaten seiner Dienste Facebook, Instagram und Whatsapp zu belangen.
Nach Informationen aus Insiderkreisen steht der noch ausstehende Start von Threads in Europa damit in Verbindung: Meta will sich demnach erst versichern, mit der Verknüpfung von Threads mit Instagram kein EU-Recht zu brechen.
R.Abate--IM