Branchenverband nennt Pläne der EU-Kommission für neue Gentechnik "fahrlässig"
Die Lebensmittelbranche hat vor einer Lockerung der Regelungen für neue Gentechniken in der Europäischen Union gewarnt. Der europäische Branchenverband für gentechnikfreie Lebens- und Futtermittel (ENGA) nannte die bisher bekannten Überlegungen der EU-Kommission in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Mittwoch "fahrlässig und unwissenschaftlich". Die Auswirkungen der neuen Gentechnik seien nicht ausreichend erforscht.
Die Kritik richtet sich an die EU-Kommission, die am Mittwoch einen Gesetzentwurf vorstellen will, der den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft erheblich erleichtern könnte. So empfiehlt die Behörde nach einem öffentlich gewordenen Vorschlag, die Anbau- und Kennzeichnungspflicht für bestimmte mit Gentechnik gezüchtete Pflanzen zu lockern. Pflanzen könnten demnach mit konventionellen Züchtungen gleichgesetzt werden, wenn die Modifikationen auch durch natürliche Kreuzungen entstehen könnten.
Dadurch würde eine Kennzeichnung von aus diesen Pflanzen entstandenen Produkten möglicherweise wegfallen. Der Handelsverband Lebensmittel (BVLH) betonte in diesem Zuge die Bedeutung von transparenten Verbraucherinformationen. "Dies gewährleistet eine Wahlmöglichkeit und eine eigenverantwortliche Kaufentscheidung auf Konsumentenseite", sagte BVLH-Hauptgeschäftsführer Franz-Martin Rausch dem RND. Auch im Bereich der neuen Züchtungstechniken sei es erforderlich, Produkte einem Zulassungsverfahren mit Risikoprüfung zu unterwerfen.
Neue gentechnische Methoden könnten laut einer Einschätzung der EU-Kommission "zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem" beitragen. Die Behörde verweist dabei auch auf den Klimawandel und möglichen Umweltschutz: Etwa könnte es Pflanzen geben, die weniger Pestizide und weniger Wasser benötigen.
ENGA-Generalseketärin Heike Moldenhauer bewertete die angestrebten Ziele skeptisch. "Das Versprechen der Gentechnik klingt faszinierend. Es ist aber naiv, zu glauben, man könne mit einer neuen technischen Lösung alle Probleme lösen", sagte sie dem RND.
V.Barbieri--IM