Tarifverhandlungen zwischen Bahn und EVG erneut gescheitert - Warnstreiks drohen
Die Tarifverhandlungen zwischen der Bahn und der Eisenbahngewerkschaft EVG sind erneut gescheitert - nun drohen in naher Zukunft wieder Warnstreiks. Die jüngste Verhandlungsrunde sei "beendet" und der nächste Verhandlungstermin erst Ende Mai, erklärte der Konzern am Mittwoch. Die EVG wiederum warf der Bahn einen einseitigen Abbruch der Gespräche vor und gab sich weiter verhandlungsbereit. Weitere Warnstreiks zur Durchsetzung ihrer Forderungen schloss die EVG nicht aus.
Der Tarifstreit hatte sich zuletzt verschärft und war bereits von Streiks begleitet worden. Am Dienstag schließlich setzten beide Seiten ihre Gespräche in Fulda fort und die Bahn legte ein neues Angebot vor, das sich am Ergebnis des öffentlichen Dienstes orientiert. Im Kern soll es zehn Prozent mehr Lohn ab März kommenden Jahres geben und bis dahin Inflationsausgleichszahlungen in mehreren Stufen - bei einer Laufzeit von 27 Monaten.
"Wir haben uns einen riesigen Schritt auf die Gewerkschaft zubewegt", erklärte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. "Auf der anderen Seite ist Stillstand."
Die EVG wiederum sieht allerdings ihre Kernforderungen in dem neuen Angebot nicht beachtet. Die Gewerkschaft fordert bei einer Laufzeit von zwölf Monaten Lohnerhöhungen von insgesamt zwölf Prozent, mindestens aber 650 Euro im Monat als soziale Komponente. Sie fordert zudem einen sofortigen gesetzlichen Mindestlohn als Basis, auf dem die Forderungen aufsetzen.
Als "Affront gegen die Kolleginnen und Kollegen" bezeichnete die EVG-Tarifverantwortliche Cosima Ingenschay das vorlegte Angebot. Für ein besseres Angebot stehe die EVG noch bis Freitag in Fulda für Gespräche bereit. Die Abreise des Verhandlungsführers der Bahn aus Fulda sei "völlig unverständlich". "Dass die Bahn die Verhandlungen nun für beendet erklärt, zeigt uns, dass sie kein echtes Interesse daran hat, eine Einigung mit der EVG zu erzielen", erklärte der Tarifverantwortliche Kristian Loroch.
Die Bahn wies dies deutlich zurück und sprach davon, dass erst Ende Mai wieder offizielle Verhandlungen geplant seien - "aus unserer Sicht viel zu spät". Seiler bekräftigte, der Konzern sei "die ganze Zeit verhandlungsbereit". Verhandeln will die Bahn aber über ihr aktuelles Angebot, während die EVG erst Verbesserungen verlangt, um überhaupt wieder in Verhandlungen zu treten.
"Das Ping-Pong von Forderungen und Angeboten muss jetzt aufhören, wir müssen ohne Vorbehalte am Tisch zu Lösungen kommen", forderte die Bahn. Es gehe um Kompromisse für beide Seiten.
Die Gewerkschaft wiederum könnte nun in naher Zukunft erneut zu Warnstreiks aufrufen, die "massiver ausfallen" könnten als die beiden Ausstände in der jüngsten Vergangenheit. Sie will dazu aber laufende Gespräche mit anderen Unternehmen vor allem in der kommenden Woche abwarten. Insgesamt verhandelt die EVG mit 50 Bahn- und Busunternehmen in der aktuellen Tarifrunde.
D.Lombardi--IM