Fehler von Googles KI-Chatbot führt zu Aktienabsturz
Ein Fehler von Googles KI-Chatbot hat die Aktie des Mutterkonzerns Alphabet einbrechen lassen: Ausgerechnet in einem Werbeclip für das Bard getaufte Google-Programm gab dieses eine falsche Antwort auf eine Frage zum James-Webb-Weltraumteleskop. Alphabet steht bei der Entwicklung von Anwendungen künstlicher Intelligenz (KI) derzeit stark unter Druck, nachdem der Konkurrent Microsoft eine milliardenschwere Partnerschaft mit dem Entwickler des äußerst erfolgreichen Chatbot-Programms ChatGPT angekündigt hatte.
Google stellte am Mittwoch eine Reihe von auf KI basierenden neuen Funktionen vor, darunter Bard. Der Chatbot und weitere KI-Anwendungen sollen demnach rasch in die Angebote von Google eingearbeitet werden.
Teil der Kampagne war ein auf Twitter ausgespielter Werbeclip, in dem der Chatbot gefragt wird, was er einem Neunjährigen über die Entdeckungen des James Webb-Weltraumteleskops erzählen könne. Bard behauptete daraufhin, dass das Teleskop das erste war, das Bilder von einem Planeten außerhalb des Sonnensystems der Erde aufgenommen hat. Diese Leistung ist jedoch dem europäischen Very Large Telescope zuzuschreiben.
Kurz zuvor hatte Google-Vizepräsident Prabhakar Raghavan bei einer Veranstaltung in Paris angekündigt, dass Bard derzeit noch getestet werde. Einen genauen Zeitplan für die öffentliche Vorstellung des Chatbots teilte er nicht mit. Es wird von mehreren Wochen ausgegangen.
Der Erfolg von ChatGPT hatte Google zuletzt in Aufruhr versetzt. Die Software erstellt mit Hilfe von KI binnen Sekunden ganze Texte - Essays, Gebrauchsanleitungen oder Programmiercodes. Microsoft investiert massiv in den ChatGPT-Entwickler OpenAI und will den Bot unter anderem in seine Office-Anwendungen und die bislang eher erfolglose Suchmaschine Bing einbauen. Dies könnte Googles jahrzehntelange Dominanz im Bereich der Suchmaschinen gefährden.
Laut Medienberichten hatte der enorme Erfolg von ChatGPT eine Art "Alarmstufe Rot" bei Google ausgelöst. Firmengründer Larry Page und Sergey Brin seien zum Brainstorming zurück in die Firma geholt worden, um mit Softwareentwicklern herauszuarbeiten, wie dem Programm möglichst schnell etwas entgegengesetzt werden könnte. Zuletzt enttäuschten auch die Zahlen der Google-Mutter Alphabet, was den Handlungsdruck zusätzlich erhöhte.
Beobachter vermuteten, dass Google vor diesem Hintergrund die Vorstellung seiner KI-Lösungen überstürzt haben könnte. Raghavan wies dies zurück. Die Entwicklung von Bard und Co. "war eine mehrjährige Reise", sagte er. Es habe kein singuläres Ereignis gegeben, das den Kurs "dramatisch verändert" habe.
R.Marconi--IM