Studie: Auf Industrie kommt für Klimaneutralität doppelter Strombedarf zu
Auf die deutsche Industrie kommen im Zuge der Transformation immense Kosten durch den zusätzlich benötigten Strom zu: Das angestrebte Ziel der Klimaneutralität bis 2045 gehe zwar mit einer Reduzierung des Energieverbrauchs um 15 Prozent einher, gleichzeitig sei aber eine "Verdopplung des Strombedarfs" zu erwarten, heißt es in einer am Mittwoch präsentierten Studie, die das Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hat.
Kostentreiber der Transformation sind demnach "weniger die Investitions- als die Energiekosten". Nötig seien "große Mengen an erneuerbaren Energien". Bei einer heimischen Produktion von Methanol und grünem Wasserstoff, der für die Energiewende benötigt wird, wäre sogar ein sechs Mal höherer Strombedarf zu erwarten. Daher werde Deutschland von Importen abhängig sein.
Mit der Studie beauftragt wurden unter anderem die Unternehmensberatung Guidehouse, das Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) und die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE). Sie untersuchten Reduktionsmöglichkeiten in einzelnen Branchen.
Im Zuge der Transformation der Industrie ergeben sich den Ergebnissen zufolge etwa in der Stahlproduktion um 26 Prozent höhere Produktionskosten, bei Zement sind es 59 Prozent und in der Glasproduktion 36 Prozent. Hohe Kosten und fehlende finanzielle Mittel sind aber nur eins von mehreren Hemmnissen, wie die Autoren betonten. Hinzu kämen Probleme beim Zugang zu Energie und Rohstoffen, eine mangelnde Interaktion der einzelnen Branchen sowie eine niedrige Reife vieler Technologien.
Die Schlüsseltechnologien zu einer gelingenden Umsetzung der Klimaziele seien "vorhanden, aber teuer", lautet ein Fazit der Studie. Derzeit seien die politischen Rahmenbedingungen noch unzureichend, um entsprechende Investitionen zu ermöglichen, da der "Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit" für die Branchen nicht gegeben sei. Es stelle sich daher die Frage, ob die Grundstoffindustrie "in jetziger Form bestehen bleiben kann", oder ob es vermehrt zu einer "Abwanderung in Regionen mit niedrigen Energiepreisen kommt", warnten die Autoren.
Wirtschafts-Staatssekretär Philipp Graichen sagte bei der Vorstellung der Studie, die Transformation der deutschen Industrie bleibe "eine der wesentlichen Aufgaben, die auf unser Haus zukommt". Es sei dabei "wichtig, dass Energie- und Industriepolitik zusammen gedacht werden". Es sei außerdem nötig, "viele Erneuerbare zu bauen", um den Standort Deutschland mit günstigem Strom zu versorgen.
M.Fierro--IM