Qiu entthront Boll und spielt um Gold - Mittelham im Finale
Titelverteidiger Timo Boll ist entthront, auch der Olympiadritte Dimitrij Ovtcharov ausgeschieden - doch Deutschland schielt trotzdem auf Gold: Nach dem Aus der beiden Ausnahmespieler ruhen die Hoffnungen der deutschen Männer bei der Tischtennis-EM in München auf Dang Qiu (25), der Boll im Viertelfinale keine Chance ließ und nach seinem 4:1-Halbfinalerfolg gegen den schwedischen Doppel-Weltmeister Mattias Falck im Finale am Sonntag (16.00 Uhr/ZDF) steht.
"Besser hätte der Tag nicht laufen können. Man träumt immer davon, im Finale zu stehen", sagte Qiu am ARD-Mikrofon: "Ich versuche, das Finale anzugehen wie jedes andere Spiel auch." Seine letzte Hürde auf dem Weg zum Titel ist der Slowene Darko Jorgic, Sieger des Europe Top 16.
Um Gold spielt auch Nina Mittelham (Willich), die sich im deutschen Halbfinalduell gegen die Vorjahres-Zweite Shan Xiaona (Berlin) 4:1 durchsetzte. Mittelhams Gegnerin im Endspiel am Sonntag (14.30/ZDF) ist die Österreicherin Sofia Polcanova, die in der Vorschlussrunde die deutsche Meisterin Sabine Winter (Schwabhausen) mit 4:3 bezwang. Die unterlegenen Halbfinalistinnen dürfen sich mit Bronzemedaillen trösten.
Rekordeuropameister Boll (41) und sein langjähriger Weggefährte Ovtcharov (33) müssen dagegen überraschend frühe Niederlagen verdauen. Der achtmalige EM-Champion Boll unterlag seinem Düsseldorfer Bundesligakollegen Qiu 0:4, Ovtcharov verlor gegen den Schweden Kristian Karlsson 2:4. Die letzte EM ohne Einzelmedaille für einen der beiden deutschen Tischtennisstars liegt 17 Jahre zurück.
"Ich hätte mir mehr Gegenwehr gewünscht, aber Dang hat super gespielt", sagte Boll: "Ich muss einfach anerkennen, dass er in den letzten Jahren super stark geworden ist."
Die Vorbereitung des achtmaligen Champions Boll war durch die Spätfolgen eines Rippenbruchs stark beeinträchtigt gewesen. An das Ende seiner einzigartigen Karriere denkt Boll trotz der Probleme und der klaren Niederlage aber nicht. "So ein Spiel ist zäh, wenn es so deutlich ausgeht, aber ich habe noch viel Spaß am Tischtennis. Ich freue mich schon auf die nächste Trainingseinheit mit Dang."
Ovtcharov haderte mit den vergebenen Chancen im ersten und dritten Satz (jeweils 9:11). "Das ist untypisch für mich", sagte der zweimalige Europameister, der wegen einer Knöchelverletzung monatelang ausgefallen war, in der ARD. Die Kraft sei wieder "in Ordnung, ich bin wieder recht fit, aber wenn man so lange raus war, fehlt doch einiges", sagte Ovtcharov.
V.Barbieri--IM