Parlamentswahl in Mauritius: Regierungschef räumt Niederlage ein
Bei den Parlamentswahlen in Mauritius zeichnet sich ein Sieg der Opposition ab. Noch vor der offiziellen Verkündung der Ergebnisse räumte Ministerpräsident Pravind Jugnauth am Montag eine "große Niederlage" des von seiner Partei Militante Sozialistische Bewegung (MSM) angeführten Wahlbündnisses Lepep ein. Oppositionsführer Navin Ramgoolam könnte so zum dritten Mal Regierungschef des afrikanischen Inselstaates werden.
Jugnauth sagte vor Journalisten: "Das Volk hat eine andere Mannschaft gewählt, um das Land zu führen." Er hatte den Posten des Ministerpräsidenten nach dem Tod seines Vaters 2017 übernommen und zwei Jahre später bei der Parlamentswahl den Sieg davon getragen. "Wir müssen diese Wahl respektieren", sagte er angesichts der sich abzeichnenden Wahlniederlage. "Wir wünschen dem Land und der Bevölkerung viel Glück." Die Wahlbeteiligung bei der Abstimmung am Sonntag lag nach vorläufigen Schätzungen der Wahlkommission bei 80 Prozent.
Erst im Oktober hatte sich Großbritannien in einem historischen Abkommen nach jahrzehntelangem Streit bereiterklärt, die Chagos-Inseln im Indischen Ozean an Mauritius zu übergeben. Der Regierungschef sprach in dem Zusammenhang vom Abschluss der "Dekolonisierung" seines Landes.
Der Wahlkampf wurde jedoch von einem Abhörskandal überschattet, in dem geheime Mitschnitte von Telefongesprächen von Politikern, Journalisten, Mitgliedern der Zivilgesellschaft und sogar ausländischer Diplomaten veröffentlicht wurden. Die Regierung hatte in dem Zusammenhang die Nutzung von Online-Netzwerken verboten, das Verbot wegen Protesten aber nach nur einem Tag wieder aufgehoben.
Sowohl Jugnauth als auch Ramgoolam sind Mitglieder politischer Dynastien, die die Geschicke des Landes seit der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1968 bestimmen. Der 77-jährige Navin Ramgoolam ist der Sohn von Seewoosagur Ramgoolam, der Mauritius in die Unabhängigkeit geführt hatte. Navim Ramgoolam war bereits von 1995 bis 2000 und von 2005 bis 2014 Regierungschef von Mauritius. Nun wird er es vermutlich wieder.
Das mehrheitlich hinduistische Land hat seit seiner Unabhängigkeit erhebliche Stabilität und Wachstum erlebt und eine Wirtschaft aufgebaut, die auf Tourismus sowie auf Finanzdienstleistungen und Textilherstellung basiert.
Der Weltbank zufolge lag das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Jahr 2022 bei mehr als 10.000 Dollar (rund 9378 Euro). Analysten hatten zuletzt jedoch wachsende Bedenken hinsichtlich der Regierungsführung und Korruption geäußert. Die Insel ist für ihre spektakulären palmengesäumten weißen Strände und das türkisfarbene Wasser bekannt und zog im vergangenen Jahr 1,3 Millionen Besucher an.
E.Mancini--IM