Bennett erteilt Sicherheitsbehörden nach Anschlag umfassende Vollmachten
Nach dem tödlichen Anschlag in Tel Aviv hat Israels Ministerpräsident Naftali Bennett den Sicherheitsbehörden des Landes weitgehende Vollmachten erteilt. "Wir gewähren der Armee, (dem Inlandsgeheimdienst) Schin Bet und allen Sicherheitskräften volle Handlungsfähigkeit, um den Terror zu besiegen", sagte Bennett am Freitag. Am Vorabend hatte ein palästinensischer Angreifer in einem belebten Viertel von Tel Aviv das Feuer eröffnet. Die Zahl der Todesopfer durch den Anschlag erhöhte sich am Freitag auf drei, der mutmaßliche Angreifer wurde nach stundenlanger Fahndung erschossen.
"Für diesen Krieg gibt es keine Grenzen, und es wird auch keine geben", sagte Bennett in Tel Aviv. Verteidigungsminister Benny Gantz sagte, es habe bereits "rund 200 Festnahmen" gegeben. Wenn nötig, werde es "tausende geben", um weitere Anschläge zu verhindern, fügte er hinzu.
Der flüchtige Verdächtige sei am Morgen "in einem Feuergefecht getötet" worden, erklärte der Chefkommissar der israelischen Polizei, Yaakov Shabtai. Dabei seien alle Beamten unverletzt geblieben. Nach Angaben des Geheimdienstes Schin Bet handelte es sich um einen 28-Jährigen aus Dschenin im Norden des besetzten Westjordanlandes.
Der Übergang Dschalameh zwischen der Region Dschenin und Israel wurde auf Anweisung Bennetts geschlossen. Armeechef Aviv Kochavi ordnete eine Verstärkung der Einsätze der israelischen Streitkräfte insbesondere im nördlichen Westjordanland an.
Bei dem Angriff waren am Donnerstagabend zwei 27-jährige Jugendfreunde aus der Stadt Kfar Saba getötet und mehr als ein Dutzend weitere Menschen verletzt worden. Wie das Ichilov-Krankenhaus von Tel Aviv mitteilte, erlag ein weiterer Mann am Freitag seinen Verletzungen. Am Freitagmorgen befanden sich noch mindestens acht Menschen im Krankenhaus.
Eines der 27-jährigen Todesopfer, Eytam Magini, habe am Freitag seine Verlobung feiern wollen, sagte die Mutter seiner Verlobten, Lia Arad, im Fernsehen. "Sie sollten heute Abend ihre Verlobungsfeier haben. Eytams Cousins haben sie in diesem Haus organisiert, in dem wir jetzt sitzen und trauern", sagte Arad.
Am Freitag zündeten Trauernde am Anschlagsort Kerzen an und legten Blumen nieder. Die 21-jährige Noa Roberts, die während des Anschlags in einer Bar in der Nähe gearbeitet hatte, berichtete von chaotischen Szenen am Vorabend. Sie habe dutzende Schüsse gehört. "Wir sind alle nach hinten gerannt, es war so beängstigend." 50 Menschen hätten sich zwei Stunden lang in der Bar zusammengekauert, bis die Polizei kam.
Es war bereits der vierte Anschlag in Israel innerhalb von gut zwei Wochen. Seit dem 22. März wurden dabei in Israel insgesamt 13 Menschen getötet. Einige der Angreifer hatten Verbindungen zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Im gleichen Zeitraum wurden bei Einsätzen israelischer Sicherheitskräfte mindestens neun Palästinenser getötet, darunter einige der Attentäter.
Wie schon nach den vorangegangenen Anschlägen feierten radikale Islamisten die Tat. Die im Gazastreifen regierende Hamas sprach von einem "heroischen Einsatz". Die Organisation Islamischer Dschihad "begrüßte" den Angriff, den sie als "natürliche Antwort" auf Israels "Verbrechen" bezeichnete.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte die Tat. "Die Tötung von palästinensischen und israelischen Zivilisten führt nur zu einer weiteren Verschlechterung der Lage", sagte Abbas laut der Nachrichtenagentur Wafa.
Auch in westlichen Staaten rief die Tat Bestürzung hervor. Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann sprach am Freitag in Berlin von einem "feigen und abscheulichen Terroranschlag". "Diese Gewalt muss sofort ein Ende haben", sagte sie und betonte: "Wir stehen fest an der Seite Israels."
US-Außenminister Antony Blinken verurteilte "den Terroranschlag" ebenfalls und erklärte, Washington werde "weiterhin in regelmäßigem Kontakt mit unseren israelischen Partnern stehen, mit denen wir entschlossen gegen sinnlosen Terrorismus und Gewalt zusammenstehen".
T.Zangari--IM